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Papst Franziskus bei der Generalaudienz am Mittwoch vor der Krippe Papst Franziskus bei der Generalaudienz am Mittwoch vor der Krippe   (Vatican Media)

Vatikan: Krippe aus Bethlehem in der Audienzhalle

Eine von Künstlern aus dem Westjordanland geschaffene Krippe steht in diesem Jahr in der vatikanischen Audienzhalle. Sie soll nach Wunsch des Kurators Taisir Hasbu deutlich machen, dass das „Heilige Land Hilfe und Solidarität braucht und auf das Heilige Jahr wartet, um wieder Pilger zu empfangen“. Wegen palästinensischer Symbole war die Krippe in den vergangenen Tagen in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit geraten.

Doch eigentlich will die Krippe keine politische Botschaft verbreiten. Vielmehr geht es darum, die Aufmerksamkeit auf die Situation der Menschen im Heiligen Land zu lenken, die – trotz allem oder gerade deswegen – in der Krippe und im Stern von Bethlehem ein Hoffnungszeichen sehen. „Wir haben die Krippe ,Folge dem Stern‘ genannt, nach dem Stern an unserer Krippe, der den in der Geburtsgrotte in Bethlehem widerspiegelt, nur dass dieser hier größer ist und aus Perlmutt besteht, ein besonderes Element, das es zu entdecken gilt“, meint der Kurator der Installation „Nativity of Bethlehem 2024“, Taisir Hasbun.

Futterkrippe und Kind derzeit nicht zu sehen

Die für die Audienzhalle geschaffene Krippe stammt aus Bethlehem, ebenso wie die Handwerker, die daran gearbeitet haben, und ihre Helfer. Am 7. Dezember wurde die Krippe von Papst Franziskus gesegnet; besondere Aufmerksamkeit erhielt die Szene dadurch, dass auf einigen Fotos das Jesuskind auf einer „Kufiya“ liegend zu sehen war. Dabei handelt es sich um einen traditionellen arabischen Schal, welcher jedoch teils als politisches Symbol wahrgenommen wird. Allerdings waren das Jesuskind und die Futterkrippe, auf der es lag, nur für den Moment der Segnung durch den Papst ausgestellt; anschließend wurden sie entfernt. In Italien ist es üblich, das Jesuskind erst am 24. Dezember in die Krippe zu legen.

Die Künstler Johny Andonia und Faten Nastas Mitwasi haben das drei Meter hohe Werk entworfen; die Figuren sind aus Olivenholz geschnitzt. „Dies ist eine sehr wichtige Gelegenheit für uns Bürgerinnen und Bürger von Bethlehem, uns Gehör zu verschaffen“, erklärt Hasbun, „vor allem in dieser Situation, die wir alle kennen und die sehr schwierig ist. Dies ist eine Möglichkeit, präsent zu sein, mit allen Besuchern, die in Audienzhalle anwesend sein werden, unsere Existenz, unsere Anwesenheit, unser Mitwirken zu teilen und bekannt zu machen. Das ist sehr wichtig“.

Das Symbol des Olivenbaums

Die Krippe, die in Zusammenarbeit mit dem Palästinensischen Präsidialkomitee für kirchliche Angelegenheiten, der Palästinensischen Botschaft am Heiligen Stuhl und dem Piccirillo-Zentrum in Bethlehem entstanden ist, hat ihre Entstehung zu 90 Prozent Projekten der Dar Al-Kalima Universität zu verdanken. Sie erzählt die Geschichte des Heiligen Landes und der Heiligen Familie. Die dabei ausgestellten Statuen wurden aus Olivenholz gefertigt; aber auch viele andere Materialien kamen zum Einsatz, so zum Beispiel Eisen für die Hauptstruktur, Perlmutt für den Stern, Stein, Keramik, Glas, Filz, Stoff und anderes. „Die Wolle, aus der die Schafe in der Krippe bestehen, wurde vom Ma'an lil-Hayat-Zentrum hergestellt, einer Vereinigung in Bethlehem, die Menschen mit einer bestimmten Behinderung aufnimmt“, berichtet Hasbun weiter, „und es gibt auch einen Olivenbaum, einen echten natürlich, um Palästina und seine Landwirtschaft zu repräsentieren, ein Land, das von Norden bis Süden voller Olivenbäume ist, ein Baum, der auch ein Symbol des Friedens ist.“

Die Armut von Bethlehem

Ein Frieden, den die Region schon lange verloren hat; wegen des anhaltenden Krieges steht sie zunehmend vor dem Kollaps. „Bethlehem und das gesamte Heilige Land, ganz Palästina, sind vom Tourismus abhängig“, erläutert Hasbun. „Im Jahr 2019 kamen mehr als zwei Millionen Pilger in die Geburtskirche, darunter Touristen und Besucher. Wegen Covid erlebten wir eine totale Blockade, mehr als ein Jahr lang, gefolgt von dem Konflikt, der jetzt den gesamten Nahen Osten, aber insbesondere Palästina, betrifft.“ Vor allem der Fluss an Christen hat nachgelassen, auch wenn die Pilgerverantwortlichen vor Ort, allen voran die Kustodie des Heiligen Landes, immer wieder zu Reisen einladen. „Die meisten Familien in und um Bethlehem, wir sprechen hier von 70 Prozent, sind vom Tourismus abhängig“, spricht Hasbun das Dilemma an. Viele von ihnen sind Christen - oder waren, da zahlreiche Familien ihren Wohnort auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen mittlerweile verlassen haben.

Umso wichtiger ist also die Gelegenheit, ihre Kunst vor einem breiteren Publikum zu präsentieren: „Als Kunsthandwerker, die Olivenholz, Perlmutt und Keramik herstellen, befinden sie sich zwischen Covid und Krieg in einer sehr schwierigen, äußerst prekären Situation. Deshalb ist unsere Anwesenheit im Vatikan eine Möglichkeit, uns Gehör zu verschaffen und zu sagen, dass wir Ihre Solidarität und Ihre Hilfe brauchen“. Taisir Hasbun hofft, dass sich „im Jubiläumsjahr 2025 die Situation verbessert, so dass wir wirklich wieder die Millionen von Pilgern aufnehmen können, die wir im Laufe der Jahrhunderte seit dem Beginn des Christentums bis heute empfangen haben. Denn Bethlehem ist die Wiege des Christentums“.

(vatican news - fs/cs)

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12. Dezember 2024, 15:32