Parolin in Paris: Ein Jahrhundert der Zusammenarbeit im Fokus
Mario Galgano - Vatikanstadt
Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Heiligen Stuhls, hält sich derzeit für zwei Tage in Paris auf, um das hundertjährige Jubiläum des Poincaré-Cerretti-Austauschs zu würdigen – einer historischen Vereinbarung, die 1924 die Basis für Diözesanverbände in Frankreich schuf. Dieses Abkommen schloss eine rechtliche Lücke, die durch das Gesetz von 1905 über die Trennung von Kirche und Staat entstanden war, und wird bis heute als internationales Abkommen zwischen Frankreich und dem Heiligen Stuhl angesehen.
Das Kolloquium, das vom französischen Außenministerium, dem Quai d'Orsay, organisiert wird, findet am Donnerstag, den 16. Januar, statt. Neben Kardinal Parolin werden auch der Apostolische Nuntius, Erzbischof Celestino Migliore, und der Präsident der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort, erwartet. Gemeinsam werden sie über die rechtliche und gesellschaftliche Bedeutung des Poincaré-Cerretti-Austauschs sowie die fortdauernde Relevanz dieser Vereinbarung für die kirchlichen Strukturen in Frankreich reflektierten.
Treffen mit der politischen Elite Frankreichs
Der Besuch des Kardinalstaatssekretärs biete auch Gelegenheit für wichtige diplomatische Gespräche. Am Mittwoch traf Parolin der französische Premierminister François Bayrou im Hôtel de Matignon zu einem Arbeitsgespräch. Im Anschluss folgte ein Treffen mit dem Innenminister Bruno Retailleau, der in Frankreich auch für Religionsgemeinschaften zuständig ist.
Am Donnerstagvormittag steht dann ein Gespräch mit Außenminister Jean-Noël Barrot im Außenministerium auf der Tagesordnung. Themen wie der Libanon, das Heilige Land und die Ukraine könnten mögliche Schwerpunkte sein. Auch spezifisch französische Themen, wie die laufende Debatte um das Lebensende, könnten Teil des Dialogs sein.
Ein Rückblick auf 100 Jahre Zusammenarbeit
Die Ursprünge dieses diplomatischen Austauschs reichen zurück ins Jahr 1924, als der Apostolische Nuntius in Frankreich, Erzbischof Bonaventura Cerretti, und der damalige Präsident des Staatsrates, Raymond Poincaré, eine Vereinbarung trafen, die die Grundlage für die Gründung von Diözesanverbänden schuf. Diese Abkommen schufen nicht nur Rechtssicherheit für die Kirche in Frankreich, sondern stärkten auch die diplomatischen Beziehungen zwischen Paris und dem Heiligen Stuhl.
Premierministerin Elisabeth Borne hatte bereits im März 2023 bekräftigt, dass die rechtlichen Grundlagen dieses Abkommens weiterhin mit dem Gesetz von 1905 im Einklang stehen. Damit wird deutlich, dass die Vereinbarung auch 100 Jahre später von großer Bedeutung bleibt.
(vatican news)
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