Österreich: Theologin fordert Rechenschaftspflicht
Dass bei der Weltsynode über den Frauendiakonat nicht einmal abgestimmt wurde, habe sie dabei nicht überrascht. Das sagte die Theologin im Interview mit dem „Kurier“ (Sonntag) mit Blick auf die Weltkirche. „Ich war mir sicher, dass die Abstimmung mit Nein ausgegangen wäre.“
Entscheidender ist für Csiszar aktuell die Frage der Mitbestimmung aller: „Wenn es keine Änderung in den Strukturen und den Rechenschaftspflichten gibt, dann machen alle so weiter, wie das bisher der Fall war“. Es gehe darum, „dass viele partizipativ mitgestalten können und dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden können. Warum machen sie das so? Wer hat das entschieden? Gibt es Möglichkeiten der Mitentscheidung?“
„Das ist keine One-Man-Show“
Ein Rektor einer Universität könne beispielsweise auch nicht alles allein entscheiden, „das ist keine One-Man-Show“. Die Gremien würden ihm dabei helfen, gute Entscheidungen für die Universität zu treffen. Und in Analogie: „Kirchliche Ämter sollten immer mehr zu dem werden, wozu sie da sind“.
Csiszar sprach von einem falschen Verständnis, wenn man die Kirche nur vom Amt her verstehe. „Das Amt ist nur ein Werkzeug, um vielen die Möglichkeit zu eröffnen, Kirche mitzugestalten und in der Welt als Christinnen und Christen präsent zu sein“, so die Theologin.
Darauf angesprochen, dass es doch ein „Faktum“ sei, dass Frauen in der Kirche nicht gleichberechtigt sind, antwortete Csiszar: „Ja, das sagt der deutsche Sprachraum. Darüber hinaus kümmern sich nur wenige darum“. In ihrer ursprünglichen Heimat Rumänien werde etwa diese Frage nicht gestellt. „Ich habe diese Frage das erste Mal im deutschen Sprachraum gehört.“
Seitdem unter Papst Franziskus über diese Frage diskutiert wird, habe das freilich die Auswirkung, „dass auch in anderen Ortskirchen darüber geredet wird“. Die Prioritäten seien aber andere. Csiszar: „Wenn ich bei der Synode mit einer irakischen Schwester am Tisch sitze, die in ihrem Leben nur Krieg kennt, und sie nur in Frieden leben kann, wenn sie in Rom bei der Synode ist, geht es bei ihr primär um Leben und Tod und weniger um die Gleichberechtigung.“
Unterschiedliche Entwicklungen in Gesellschaften und Theologie
Die Entwicklungen in den Gesellschaften und in der Theologie seien seit den 1960er-Jahren unterschiedlich gewesen. „Die osteuropäischen Länder hatten damals ganz andere Sorgen als die westlichen. Es gab im Westen einen Wohlstand, den es so nicht mehr geben wird. Er ermöglichte auch eine Entwicklung der Demokratie“, so Csiszar.
Darauf angesprochen, dass Papst Franziskus angekündigt hat, innerhalb von zwei Jahren eine Frau an die Spitze eines Dikasteriums zu berufen, meinte die Theologin: „Mit der Einbeziehung von Frauen in allen Bereichen könnte man zeigen, dass Frauen überall präsent sind und zum Bild der Kirche gehören“. Die Kirche sei „ganz weit von einer Frauenpartizipation entfernt, wie wir sie hier in der Diözese Linz oder im deutschen Sprachraum kennen“. Sobald es aber zum Normalfall wird, dass Frauen in der Gestaltung der Kirche dabei sind, würden die Fragen nach der Frauenordination weltweit kommen, zeigte sich Csiszar überzeugt.
Im deutschen Sprachraum und in Westeuropa sei der Druck viel größer. „Wenn der in den vergangenen Jahrzehnten nicht da gewesen wäre, wäre auch die Weltkirche nicht so weit, wie sie ist“, so Csiszar: „Man muss manchmal ein bisschen provozieren, damit gute und mutige Schritte in die Zukunft gesetzt werden. Für uns ist das möglicherweise zu spät, für andere zu schnell“. Es gebe weltweit 1,3 Milliarden Katholiken, und nicht einmal in Österreich würden alle gleich denken.
Klara Antonia Csiszar ist Professorin für Pastoraltheologie und Vizerektorin der Katholischen Privatuniversität Linz. Die 43-Jährige war als theologische Expertin bei der Weltbischofssynode in Rom dabei, die im Oktober 2023 und im Oktober 2024 getagt hat.
(kap – sk)
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