Papst an junge Arbeitende: Beugt euch nicht allen Forderungen
Anne Preckel - Vatikanstadt
Anlass des päpstlichen Grußwortes zum Thema Arbeit war der römische „Labordì“, den die Christliche Vereinigung der italienischen Arbeitsnehmer (A.C.L.I.) in Kooperation mit Unternehmen und Institutionen jährlich begeht, um menschenwürdige Arbeit zu fördern.
Im beanspruchenden Kontext der Arbeitswelt sollten die jungen Leute sich nicht verbiegen, schärfte Franziskus ein, der diese Altergruppe regelmäßig dazu ermuntert, aus sich selbst herauszugehen, zu träumen und eigene Ängste zu überwinden. „Lernt unter diesen Umständen, euer Herz zu hüten, in Frieden und Freiheit zu bleiben“, empfahl ihnen der Papst. Forderungen, die sie demütigten, die Unbehagen bereiteten oder ihre Aufrichtigkeit beschmutzten, sollten sie sich nicht beugen, betonte Franziskus.
Das Herz müsse immer Vorrang haben - auch Vorrang vor dem Streben nach Anerkennung und Geld, so Franziskus, Autor einer Enzyklika über die Verehrung des Herzens Jesu, „Dilexit nos“.
Stromlinie? Alles geht nicht!
Leider gebe es in der Arbeitswelt teils „negative Dynamiken und Verhaltensweisen“, führte er aus: „Um euren Beitrag zu leisten, müsst ihr nicht mit allem einverstanden sein, auch nicht mit dem Bösen. Passt euch nicht an Modelle an, an die ihr nicht glaubt, vielleicht um soziales Prestige oder zusätzliches Geld zu gewinnen. Das Böse entfremdet uns, löscht unsere Träume aus, macht uns einsam und resigniert. Das Herz weiß das zu bemerken, und wenn das der Fall ist, muss man um Hilfe bitten und sich mit denen zusammentun, die uns kennen und denen wir wichtig sind. Wir müssen uns entscheiden.“
Franziskus warnte vor dem Einzelkämpfertum und rief die jungen Leute zur Vernetzung auf, auch international. „In der Welt der Arbeit gehen wir gemeinsam, nicht jeder für sich allein“, so der Papst, der vor Instrumentalisierung und Ausbeutung in der Arbeitswelt warnte: „Wir würden schnell zu Rädchen in einer Maschine werden und die Mächtigen könnten alles mit uns machen.“
Der Papst lobte in diesem Kontext die Christliche Vereinigung der italienischen Arbeitsnehmer (A.C.L.I.), die den Jugend-Arbeitstag seit 2022 jährlich organisiert. 1.600 junge Frauen und Männer ab 17 Jahren werden für einen Tag der Orientierung mit Vertretern von Unternehmen, Institutionen und Personalvermittlern zusammengeführt.
Vernetzt euch, sprich: wehrt euch
Wenn Arbeit „ohne Herz“ organisiert werde, sei „die Menschenwürde derer, die arbeiten, gefährdet, oder sie finden keine Arbeit, oder sie passen sich einer unwürdigen Arbeit an“, gab der Papst in seinem ungewöhnlich langen Grußwort weiter zu bedenken. „Heute ist es die Wirtschaft selbst, die erkennt, dass Know-how nicht ausreicht, dass Leistung nicht alles ist.“
Menschen seien keine Maschinen, sondern verfügten über „die Intelligenz des Herzens“, eine „Vernunft, die auf die Gründe der anderen hört“ und eine „Phantasie, die erschafft, was noch nicht ist, und für die uns Gott alle unterschiedlich geschaffen hat“. „Das menschliche Herz weiß, wie man hofft. Die Arbeit, die nicht entfremdet, sondern befreit, beginnt im Herzen“, so der Papst. Verbindungen und Aufrichtigkeit zählten mehr als Zahlen und Leistungen, betonte er, jeder Arbeitende sei „einzigartig“, „unabhängig von Erfolg oder Misserfolg“.
Der „Labordì“ wird von A.C.L.I. in Kooperation mit der Diözese Rom, der Region Latium, der Stadt Roma, der Handelskammer Rom und anderen Partnern durchgeführt. Der Initiative kommen europäische Fördergelder (ESF+ 2021-2027) zugute.
(vatican news - pr)
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