Friedensbotschaft des Papstes: Schulden erlassen und Herzen abrüsten

Auslandsschulden sind ein perfides Kontrollinstrument reicher Nationen, um die Ressourcen von ärmeren Ländern auszubeuten. Das Heilige Jahr bietet jedoch eine gute Gelegenheit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Das ist der Tenor der Friedensbotschaft von Papst Franziskus zum Weltfriedenstag am 1. Januar, die der Vatikan vorab an diesem Donnerstag veröffentlicht hat.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

In dem Text macht der lateinamerikanische Papst drei konkrete Vorschläge. Zum einen fordert er einen Nachlass oder eine vollständige Streichung von Auslandsschulden für arme Länder; stattdessen sollten die entwickelten Staaten sich zu ihren „ökologischen Schulden“ bekennen. Zweitens tritt Franziskus für eine völlige Abschaffung der Todesstrafe ein - und für eine Art Charta des Respekts vor dem menschlichen Leben. Drittens schlägt er vor, „wenigstens einen festen Prozentsatz des Rüstungsetats für die Einrichtung eines Weltfonds zu verwenden“. Dieser solle dazu dienen, „den Hunger endgültig zu beseitigen und in den ärmsten Ländern Bildungsmaßnahmen zu ermöglichen“.

Drei konkrete Vorschläge

Die Botschaft, die der Papst jedes Jahr zum kirchlichen Welttag des Friedens am 1. Januar verfasst, ist regelmäßig seine wichtigste und umfassende Äußerung zum Thema Krieg, Frieden, Menschenrechte. Franziskus pflegt diese Friedensbotschaften internationalen Gästen zu überreichen. Diesmal stehen der Weltfriedenstag und damit auch seine Botschaft unter dem Motto „Vergib uns unsere Schuld, schenke uns deinen Frieden“.

Franziskus bei einem Friedenstreffen in Verona im Mai 2024
Franziskus bei einem Friedenstreffen in Verona im Mai 2024

Franziskus geißelt mit einem Begriff des hl. Johannes Pauls II. „Strukturen der Sünde“, die sich „gewissermaßen verfestigt haben und auf einer weitreichenden Komplizenschaft beruhen“. Er zählt auf, was er damit meint: Anheizen kriegerischer Konflikte, unmenschliche Behandlung von Migranten, Umweltverschmutzung, Fake News, Aufrüstung. „Dies alles sind Faktoren, die eine reale Bedrohung für die Existenz der gesamten Menschheit darstellen.“ Ihnen müsse man sich nicht nur mit wohltätigen Maßnahmen hier und da, sondern mit „kulturellen und strukturellen Veränderungen“ entgegenstemmen.

Für eine „Abrüstung des Herzens“

Mit deutlichen Worten verdammt der Papst eine „Logik der Ausbeutung“, die gleichermaßen zu Auslandsschulden wie zu ökologischen Schulden führe. Er fordert eine „Entwaffnung“ und „Abrüstung des Herzens“; der Schrei der Armen nach Gerechtigkeit und Solidarität müsse endlich gehört werden, gerade im bevorstehenden Heiligen Jahr. Wirklicher Friede entstehe nicht aus den „Spitzfindigkeiten von Verträgen oder menschlichen Kompromissen“.

„Wirklicher Friede entsteht nicht aus Spitzfindigkeiten von Verträgen“

Die Papstbotschaft endet mit einem Gebet, das die angesprochenen Themen noch einmal antippt. „Vergib uns unsere Schuld, Herr, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern, und schenke uns in diesem Kreislauf der Vergebung deinen Frieden, jenen Frieden, den nur du geben kannst: denen, die ihr Herz entwaffnen lassen, denen, die voller Hoffnung ihren Brüdern und Schwestern die Schulden nachlassen wollen, denen, die furchtlos bekennen, dass sie bei dir in Schuld stehen, denen, die nicht taub bleiben für den Schrei der Ärmsten.“

(vatican news)
 

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12. Dezember 2024, 11:30