Papst beim Angelus: Der Wortlaut
Liebe Brüder und Schwestern, einen schönen Sonntag!
(Und Kompliment, ihr seid ja wirklich mutig, sogar bei dem Regen hierherzukommen! Schönen Sonntag!)
Im heutigen Tagesevangelium (vgl. Joh 1,1-18), das uns von Jesus, dem fleischgewordenen Wort erzählt, heißt es, dass „das Licht in der Finsternis leuchtet und die Finsternis es nicht erfasst hat“ (Joh 1,5). Es erinnert uns also daran, wie mächtig die Liebe Gottes ist: eine Liebe, die durch nichts besiegt werden kann, sondern über alle Hindernisse und Ablehnungen hinweg weiterleuchtet und unseren Weg erhellt.
Das sehen wir an Weihnachten, wenn der menschgewordene Gottessohn so viele Mauern und Spaltungen überwindet. Er tritt den verschlossenen Köpfen und Herzen der „Großen“ seiner Zeit entgegen, die mehr damit beschäftigt sind, ihre Macht zu verteidigen als den Herrn zu suchen (vgl. Mt 2,3-18). Dann teilt er das einfache Leben Marias und Josefs, die ihn voller Liebe annehmen und aufziehen, wenn auch mit den begrenzten Möglichkeiten und Nöten derer, denen es an materiellen Mitteln fehlt, die arm sind. Gebrechlich und wehrlos zeigt er sich den Hirten (vgl. Lk 2,8-18): Menschen, deren Herzen von der Härte des Lebens und der Verachtung der Gesellschaft gezeichnet sind, und dann den Heiligen Drei Königen (vgl. Mt 2,1), die – getrieben von dem Wunsch, ihn kennenzulernen – eine lange Reise auf sich nehmen und ihn in einer Behausung einfacher Leute und in großer Armut vorfinden.
Doch diese und viele andere Schwierigkeiten können Gott nicht aufhalten: Er findet tausend Wege, um einen jeden von uns zu erreichen: wo immer wir sind, ohne Berechnung und ohne Bedingungen, indem er selbst in den dunkelsten Nächten der Menschheit Fenster des Lichts öffnet, die die Finsternis nicht verdunkeln kann (vgl. Jes 9,1-6). Diese Realität tröstet und macht uns Mut, vor allem in einer Zeit wie der unseren, die nicht einfach ist, und in der wir Licht, Hoffnung und Frieden so sehr brauchen. Eine Zeit, in der die Menschen manchmal Situationen schaffen, die so kompliziert sind, dass es scheinbar kein Entkommen gibt. Doch das Wort Gottes sagt uns heute, dass dem nicht so ist: Im Gegenteil, es lädt uns ein, es dem Gott der Liebe gleichzutun, indem wir Lichtblicke schaffen, wo immer dies auch möglich ist: bei jedem, dem wir begegnen, und in jedem Kontext, familiär, gesellschaftlich, international. Das Wort Gottes fordert uns auf, uns nicht zu scheuen, den ersten Schritt zu tun. Das ist die Einladung des Herrn an uns heute: Haben wir keine Angst, den ersten Schritt zu tun, es braucht Mut, das zu tun, aber haben wir keine Angst. Wir sind aufgefordert, leuchtende Fenster der Nähe zu den Leidenden zu öffnen: Fenster der Vergebung, des Mitgefühls und der Versöhnung - das sind die ersten Schritte, die wir tun müssen, damit der Weg für alle klarer, sicherer und – vor allem – möglich wird.
Und diese Einladung gilt in besonderer Weise für das gerade erst begonnene Heilige Jahr. Ein Jahr, das uns auffordert, Boten der Hoffnung zu sein mit einem einfachen, aber konkreten „Ja“ zum Leben, und Entscheidungen, die Leben spenden. Gehen wir alle diese Verpflichtung ein: Das ist der Weg zum Heil!
Und so müssen wir uns zu Beginn des neuen Jahres fragen: Wie kann ich in meiner Umgebung, in meinen Beziehungen, ein Fenster des Lichts öffnen? Wo kann ich ein Lichtspalt sein, der die Liebe Gottes hereinlässt? Welches ist der erste Schritt, den ich heute tun sollte?
Maria, der Stern, der uns zu Jesus führt, möge uns allen helfen, leuchtende Zeugen der Liebe des Vaters zu sein.
(vaticannews - skr)
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