Geflüchtetes Kind in Myanmar (Archivbild) Geflüchtetes Kind in Myanmar (Archivbild)  (AFP or licensors)

Myanmar: „Erschreckende Krisen“

„Das Volk der Kachin ist mit Krisen konfrontiert, die in ihrem Ausmaß und ihrer Komplexität erschreckend sind.“ Das sagte Kardinal Charles Maung Bo, Erzbischof von Yangon, am 12. Januar in einer Predigt in Myitkyina an der Grenze zu China.

Der Kardinal beklagte namentlich „Vertreibung und Exodus“ in einem Land, in dem ganze Gemeinschaften durch den Konflikt entwurzelt worden seien. „Die Familien leben in Lagern und sehnen sich nach der Stabilität eines Zuhauses. Die katholische Gemeinschaft selbst ist vertrieben und zieht mit ihrem Volk umher wie die Israeliten in der Wüste.“ Erschreckend sei auch „die Verzweiflung der Jugend: Viele junge Menschen in Kachin sehen keine Hoffnung. Da sie nur begrenzte Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten haben, sind sie anfällig für Ausbeutung, Abhängigkeit und Verzweiflung“, so Kardinal Bo.

„Wie die Israeliten in der Wüste“

Drogenhandel und menschliche Ausbeutung seien besonders schlimm: „Das Übel des Drogenhandels wirft einen dunklen Schatten auf unser Land, zerstört Leben und untergräbt Gemeinschaften. Es ist ein stiller Krieg, der die Schwächsten unter uns vernichtet“, bedauerte der Erzbischof von Yangon. All diese miteinander verflochtenen Phänomene führten zu einer mehrdimensionalen Krise: „Armut, soziale Instabilität und die Wunden des anhaltenden Konflikts machen das Überleben selbst für viele zu einem täglichen Kampf. Diese Krise erfordert nicht nur Linderung, sondern einen Systemwandel, der auf Gerechtigkeit und der Würde eines jeden Menschen beruht“.

Kardinal Bo
Kardinal Bo

In dieser Situation des Leidens, so mahnte er, „besteht die Hoffnung darin, gemeinsam das Reich Gottes zu suchen. Das Evangelium ruft uns auf, Arbeiter in der Ernte zu sein. Felder in Kachin sind in der Tat reichlich vorhanden, und die Arbeit ist immens“. Er hoffe, dass die ganze Kirche „ein Zufluchtsort für die Vertriebenen“ werde.

„Ein Zufluchtsort für die Vertriebenen“

Kardinal Bo äußerte sich bei der Weihe des neuen Bischofs von Myitkyina. In dem Bundesstaat lebt die ethnische Minderheit der Kachin. Dieses 1,7 Millionen Einwohner starke Volk beansprucht seit über sechzig Jahren seine Autonomie. In dem Gebiet gibt es zwei katholische Diözesen: die Diözese Myitkyina (ca. 100.000 Katholiken) und die Diözese Banmaw (mit 40.000 Katholiken).

Seit Februar 2021 gibt es in Myanmar starke Unruhen. Damals hatte das Militär gegen die demokratisch gewählte Regierungschefin Aung San Suu Kyi geputscht. Seit der gewaltsamen Machtübernahme unterdrückt das Militär jeden politischen Aufstand gewaltsam. Regierungschefin Kyi ist bis heute in Isolationshaft.

(fides – ms)

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15. Januar 2025, 14:03